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Die Zeit läuft und läuft immer schneller, je näher der Tag des Abfluges in Richtung San Diego heranrückt.

Im folgenden Beitrag möchte ich euch ein bisschen etwas über die einzelnen Abschnitte des Weges nahe bringen. Da ich den Weg von Süden nach Norden laufe, starte ich mit dem temperaturtechnisch schwierigsten Abschnitt – der Wüste. Der Abschnitt endet technisch gesehen am Techapi Pass (mit dem Eintritt in die Sierra Nevada, einem Hochgebirgszug). Für die meisten Thru-Hiker ist jedoch Kennedy Meadows, 141 Meilen weiter, das richtige Tor zur Sierra, denn dort heißt es Aufrüstung. Aber dazu später mehr.

Die erste Assoziation, die jeder mit der Wüste verbindet ist die Hitze. Temperaturen von 40°C im Schatten sind keine Seltenheit, aber auch die Kälte spielt hier eine Rolle. In der Nacht muss man mit bis zu -6°C rechnen und erlebt so in der Wüste möglicherweise kältere Nächte als in der Sierra Nevada.

Auf Grund der hohen Tagestemperaturen muss man entsprechend viel trinken. Insbesondere erfahrene Wanderer ohne Wüstenerfahrung sollen sich schon häufig verschätzt haben. Damit es mir nicht genauso geht, heißt es also 6-7 l Wasser pro Tag schleppen.

Zur Einschätzung, wie viel Wasser man mitnehmen sollte, gehört immer ein Blick in den PCT Water Report (https://pctwater.com/). Hier findet man die aktuellen Zustände der einzelnen Wasserquellen. Auf die kurzen Distanzen zwischen den Wasserquellen und die vielen Trail Magics mit Cola und Co., wie auf dem AT, werde ich dieses mal wohl verzichten müssen.

In der Wüste gibt es natürlich nicht nur Sand und Steine sondern auch Leben. Die bekanntesten Tiere, die hier auf den Wanderer warten, sind Klapperschlangen und Skorpione. Wandern mit Kopfhörern ist in diesem Abschnitt also eher ungünstig. Dazu gibt es auch noch Vogelspinnen, Kojoten und Schildkröten(!).

Unterbrochen wird der Weg durch die Wüste durch die San Jacinto Mountains (Mts.). In einem durchschnittlichen Schneejahr sind die Pässe Mitte Mai schneefrei. In starken Schneejahren kann das aber auch bis in den Juni dauern. Eine Eisaxt und Steigeisen sind dann durchaus angebracht. Die PCTA hat auf ihrer Webseite verschiedene Links zu den aktuellen und historischen Schneehöhen. (https://www.pcta.org/discover-the-trail/backcountry-basics/snow/).

Nach meiner aktuellen Planung möchte ich Kennedy Meadows um den 15. Juni herum erreichen. Dieser Plan hängt jedoch stark davon ab, wie stark der Schnee in der Sierra Nevada schmilzt. In diesem Jahr gab es ungewöhnlich viel Schnee. In den verschiedenen Bereichen von Kalifornien ca. 50% mehr als in einem durchschnittlichen Jahr (http://cdec.water.ca.gov/reportapp/javareports?name=PLOT_SWC.pdf). Wie schnell der Schnee schmelzen wird, wird dann darüber entscheiden, wann es los geht in die Sierra. Aber zunächst heißt es einmal einen kühlen Kopf zu bewahren.

Im nächsten Beitrag geht es dann um die Sierra Nevada.

 

 

Am Ende eines jeden Weges steht die Frage: “Endet der Weg oder ist es nur eine Pause?”

In diesem Fall ist es eine Pause, die für mich nun hoffentlich bald endet, denn am 16.01.2019 bekam ich von der Pacific Crest Trail Association (PCTA) die Permit, um auf dem PCT einen Thru-Hike zu versuchen. Der Pacific Crest Trail, kurz PCT, ist ein Fernwanderweg, der sich in den USA von der mexikanischen bis zur kanadischen Grenze durch die Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington schlängelt. Er ist 4269 km lang und überwindet bei 4009 Höhenmetern den höchsten Punkt am Forester Pass. Der ein oder andere mag sich vielleicht fragen: Warum?
Warum tut man sich das noch einmal an? Nur laufen, trinken, essen, schlafen und das ganze am nächsten Tag wieder, mehrere Monate lang.
Die Antwort ist recht einfach. Wenn man jeden Tag daran denkt und sich die Gelegenheit bietet, muss man einfach seinen Traum verwirklichen. Ich könnte hier jetzt jede Menge Links mit Videos vom PCT auf diversen Plattformen posten, die einen kleinen Eindruck vermitteln, von dem was da auf mich wartet, aber ich denke diesen Spaß die Plattformen zu durchstöbern lasse ich euch einfach mal ;D.

Was ist anders zwischen AT und PCT?
Der AT ging zu 95% durch den Wald und das bedeutet wirklich, dass man quasi den ganzen Tag einen Ast vor dem Kopf hat. Der PCT hingegen ist landschaftlich reizvoller, allerdings auch deutlich einsamer. Der erste Abschnitt zieht sich durch die Wüste und Abschnitte von 20 Meilen (32km) ohne Wasser und bei 40°C im Schatten sind keine Seltenheit. Hier heißt es also im wahrsten Sinne des Wortes einen kühlen Kopf bewahren, um auf keine Klapperschlange zu treten oder am Morgen einen Skorpion in seinen Schuhen zu haben.

Der zweite große Abschnitt zieht sich durch das Hochgebirge der Sierra Nevada. Ab Kennedy Meadows wird die Ausrüstung gewechselt. Ein Bärenkanister wird Pflicht und Mikrospikes und Eisaxt sind, abhängig von den Schneeverhältnissen, ebenfalls unerlässlich. Der Weg schraubt sich immer höher und auf einer Länge von ca. 300 Meilen bewegt man sich zum größten Teil auf Höhen zwischen 2500m und 4000m. Murmeltiere, Berglöwen und Bären sind nun mögliche Begleiter auf dem Weg. In diesem Abschnitt lässt man die zivilisierte Welt hinter sich, denn es gibt keine Anzeichen von Menschen, wie Telefondrähte, Straßen oder Häuser. Um den Weg zu verlassen und zu einem Trailhead zu gelangen sind Strecken von ca. 15km notwendig. Ein Trailhead ist dabei meist ein Parkplatz am Ende einer Sackgasse. Also optimal um einen Hitch-Hike (Trampen) zu bekommen und in die Zivilisation zurück zu kommen. Der Weg führt unter anderem durch den Sequoia und den Yosemite Nationalpark.

Der dritte Abschnitt zieht sich dann durch die Wälder und Berge von Oregon und Washington. Was wiederum dann eher wieder altbekanntes Terrain für einen AT-Hiker ist. Denn es kann in diesem Abschnitt vorkommen, dass es tagelang regnet und damit ist man ja auf dem AT nun wirklich groß geworden.

In den nächsten Beiträgen werde ich ein wenig auf die einzelnen Abschnitte, die Ausrüstung und auch die Gefahren, die auf diesem Weg lauern, näher eingehen. Wer schon einmal ein wenig selbst schmökern möchte kann den folgenden Links folgen:

– https://www.pcta.org/
– https://de.wikipedia.org/wiki/Pacific_Crest_Trail

Ich bin nun seit September wieder zurück in Deutschland und 4 Monate vom Trail runter. Nun denke ich, bin ich langsam soweit, ein Resümee zu ziehen und dabei noch nicht mit der rosaroten Brille des Vergessens auf diese Monate zu schauen. Das, was ich hier schreibe, ist ziemlich subjektiv und jeder andere Wanderer wird das vielleicht anders sehen. Ich möchte nicht ganz so viele Worte zu meiner Ausrüstung verlieren, denn es gibt unendlich viele Leute, die das viel genauer analysieren als ich es tun möchte – also ganz kurz zu meinen Sachen. Mein Rucksack ist während der Reise im Großen und Ganzen so geblieben wie ich ihn am Anfang gepackt habe. Den Wassersack, 2 schwerere Packsäcke, 1 Mikrofaserhandtuch und die originale Osprey Regenhülle (einfach nicht groß genug, um auch alles zu umhüllen was außen dran ist) habe ich rausgeschmissen. Ein wenig später habe ich noch meinen Snow Peak Titan, die Meru Riemen und die Jack Wolfskin Jacke (ersetzt durch Togg Frogg Jacke) zusammen mit den Wintersachen vorgeschickt, aber nicht wieder im Rucksack mitgenommen. Mein Rucksack war an sich ein Tick zu groß, aber ich wollte mir keinen neuen kaufen (mein alter hat einfach gut gepasst). Das Zelt und der Schlafsack waren echt perfekt und jeden Cent wert. Bei den Klamotten kann ich mich nicht beschweren, denn alles hat gehalten. Die Schuhe sind Geschmackssache, aber ich gebe hier zu bedenken, dass man jeden Tag (und damit meine ich jeden Tag) umknickt. Am Anfang lohnt es sich schon auf Schuhe mit Gortex (bei mir waren das HanWag Banks GTX) zurück zu greifen, einfach, weil sie das Wasser doch ein Stück weit draußen halten und somit das Risiko des Blasen Laufens ein bisschen reduzieren. Im mittleren Teil kann man dann auf ein leichteres Paar wechseln (bei mir Merrell Moab in Rockfish Gap / Waynesborro). Es ist sowie so günstig die Füße nach 2 Monaten nochmal ordentlich zu vermessen, denn man denkt gar nicht wie stark Füße anschwellen können (bei mir von normal 45/46 auf 48 extra breit). Ich hatte hier keinen wasserfesten Schuh, denn im Sommer ist es gut, wenn der Fuß atmen kann. Silent Force zum Beispiel hat so stark geschwitzt, dass ihm das Wasser an den Beinen entlang in die Schuhe geflossen ist und alles nass war. Dieses Paar Schuhe habe ich so weit wie möglich getragen. In New Hampshire wäre ein neues Paar aufgrund des Untergrundes direkt kaputt gegangen. Allerdings war ich dann in Maine auch wieder glücklich einen doch wasserfesten Schuh (wieder ein altes Paar HanWag Banks GTX aus Deutschland) zu haben, denn dort ist es einfach matschig und nass.
Es lohnt sich einfach nicht zu versuchen, an der Ausrüstung Geld zu sparen, denn es macht einen Unterschied, ob ich 14 Tage oder 5 Monate unterwegs bin. Das war es soweit zu meiner Ausrüstung, denn jeder muss seinen eigenen Weg hier finden ;-).
Wie sieht das Resümee denn für den Weg an sich aus? – ganz klar, er ist hart. Ich habe viele Leute getroffen, die auch den kompletten PCT gelaufen sind und der Meinung waren, dass der AT härter ist. Alles in allem kann ich nur sagen: “Macht euch ein eigenes Bild vom Trail ;)”
Lieblingsstaat ist für mich Maine.
Lieblingsmomente in absteigender Reihenfolge Mt. Katahdin, West Peak, McAffes Knob, Franconia Ridge
Würde ich den Weg nochmal komplett laufen?
Nein – einfach, weil es weltweit noch so viel mehr zu entdecken gibt, aber würde ich in die Vergangenheit reisen und nochmal entscheiden müssen dann absolut JA. JA nicht nur, weil der Weg einfach ist oder man jeden Tag eine schöne Aussicht hat, sondern es ist die Gesamtheit aus Natur, Trailmagic, die Menschen rund um und auf dem Trail und die Erfahrung ein Land aus einem völlig anderen Blickwinkel zu entdecken.
Warum bin ich diesen Weg eigentlich gelaufen?
Diese Frage kann ich tatsächlich immer noch nicht ganz beantworten, aber um Mark Twain einmal zu zitieren: “In zwanzig Jahren werden Sie eher von den Dingen enttäuscht sein, die Sie nicht getan haben. Lichten Sie also den Anker, und verlassen Sie den sicheren Hafen. Erkunden Sie. Entdecken Sie. Träumen Sie.”
Was war das Schwierigste auf dem Weg?
Am Anfang war es für mich ganz klar die körperliche Anstrengung. An jedem Anstieg dachte ich: “Warum will mich dieser Weg eigentlich ständig umbringen?” Das hat sich dann aber mit der Zeit gelegt und mehr und mehr war die Schwierigkeit zu lernen, jeden Tag zu genießen. Wenn man das nicht schafft, ist es glaube ich, schwierig den kompletten Weg zu schaffen (übrigens, wer mit sich selbst nicht klar kommt, der wird auch keinen Spaß haben, denn man kann dort nicht mehr vor sich selbst weglaufen).
Was habe ich auf dem Weg gelernt?
An dieser Stelle kann man natürlich immer nur seinen eigenen Horizont erweitern, aber das Wichtigste was ich gelernt habe ist, wie wenig man braucht um glücklich zu sein. Das ist ein trockener warmer Schlafplatz, Essen und Trinken und ja, das war es dann auch schon. Alles andere ist Luxus 😀 Damit meine ich auch die simpelsten Alltagsdinge über die niemand nachdenkt, wie z.B. trockene Socken oder die Möglichkeit sich schneller als Schrittgeschwindigkeit voran zu bewegen.
Welche Tipps würde ich einem zukünftigen Thru-Hiker auf dem AT geben?
1) Beende jeden Tag mit einem Lächeln auf den Lippen.                                    2) Du kannst dein Ziel nicht innerhalb von 2-3 Tagen/Wochen/Monaten erreichen, aber du kannst dir die ganze Reise versauen – sprich, lass dir und deinem Körper Zeit sich umzustellen.
3) Verlasse (damit meine ich wirklich aussteigen) den Trail niemals an einem Regentag.
4) Stelle dir Prinzipien auf und breche sie nicht, wie z.B. niemals Slackpacken (ist aber Geschmackssache :D)
5) Weniger Gewicht macht mehr Spaß.
6) Wenn du als NoBo startest und nicht auf unendlich viele Menschen am Start Bock hast, dann sucht dir ein Datum, was mitten in der Woche liegt und nicht der Kick-Off Termin, 15.03 oder 01.04. ist.
Wird dieser Weg Dinge in meinem Leben ändern?
Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, da man nie weiß, was die Zukunft bringt. Aber ich denke, er ist für mich eine absolut prägende Erfahrung. Diese hat auf jeden Fall auch Einfluss auf zukünftige Entscheidungen. Manche Facetten dieses “anderen” Lebens verblassen vielleicht nach einer Weile und andere treten mit der Zeit deutlicher in den Vordergrund. Aber eins kann ich sagen, jeder der diesen Weg hinter sich gebracht hat, kommt nicht mehr als die Person zurück die am Anfang gestartet ist, auch wenn das vielleicht nicht immer so offensichtlich ist.
Am Ende noch einmal ein ganz dickes Dankeschön an alle, die mir irgendwie geholfen haben!!!

“The trail ends, but the journey goes on.”

Wer noch Fragen hat oder Hilfe für seinen eigenen Thru-Hike benötigt, der kann hier gerne entsprechende Kommentare posten!!!!!!!

Heute morgen gab es etwas ganz besonderes auf dem Trail – das Frühstück bei Shaw’s. Es ist ein All You Can Eat Breakfast mit Bratkartoffeln, Eiern, Schinken, O-Saft und Blaubeerpancakes. Paul hat das Hostel erst vor kurzem gekauft und ist mit seiner Frau ebenfalls den ganzen Trail gelaufen. Daher nimmt er sich besonders viel Zeit, um den Hikern einen wunderbaren Start in den Morgen zu ermöglichen. Bei mir gab es noch ein bisschen was zu erledigen, daher kam ich erst gegen 11:00 zurück an den Weg. Paul sagte noch: “Wenn du auf den White Caps stehst und das erste Mal den Katahdin siehst, dann wird das etwas verändern.” Ich zog los und kam direkt an das Schild, das vor dem folgenden Abschnitt der 100 Milen Wilderness warnt. Leider hatte es gestern Nacht und auch heute Früh noch heftig geregnet, so dass der Weg unter Wasser stand – also nichts Neues hier in Maine :D. Kurz vor der ersten Flussdurchquerung überholte ich einen älteren Wanderer. Die Durchquerung verlief für mich selbst dann in relativ ruhigen Bahnen, auch wenn das Wasser sehr schnell floss und mir ein bisschen über die Knie reichte. Ich trocknete gerade meine Füße ab und stieg in meine Schuhe als der ältere Wanderer begann, den Fluss zu durchqueren. Er wirkte ein wenig unsicher und war noch keine 2 Meter vorangekommen, da fielen seine Wanderschuhe auch schon ins Wasser. Ich dachte mir an der Stelle: “Na vielleicht sollte ich meine Schuhe noch nicht zu schnüren im Fall, dass ich ins Wasser springen muss.” Es gab ja hier genügend Steine, um sich blöd zu verletzen. Nachdem er seine Schuhe dann aus dem Wasser gefischt hatte, versuchte er es erneut und legte sich diesmal selbst komplett ins Wasser – eine Situation die nicht ganz einfach für ihn war. Er krabbelte zurück in einen etwas seichteren Teil und stand wieder auf. Ich bot ihm meine Hilfe an, die er aber ablehnte. Nach mehren Versuchen schaffte er es dann doch noch hinüber und für mich konnte es weiter gehen. Am ersten Shelter traf ich dann Hänsel und Gretel wieder. Sie wollten nur 12 Mi gehen (bei mir sollten es 15 Mi werden), daher verabschiedeten wir uns von einander und meinten, dass wir uns dann  in Millinocket, der ersten Stadt nach dem Katahdin, wieder sehen würden. Der Rest des Tages war gut zu laufen, aber für mich hieß es immer wieder Schuhe an- und ausziehen. Durch den Regen waren auch kleine Bäche nicht mehr so einfach zu überqueren. Am Ende des Tages kam dann in der einsetzenden Dämmerung der letzte und auch schwierigste Fluss an die Reihe. Es gab zwar ein Seil über den Fluss, wo man seinen Rucksack theoretisch anhängen konnte. Aber mit dem Rucksack wäre der Durchhang wahrscheinlich so stark gewesen, dass der Rucksack nass geworden wäre. Der Long Pond River reichte mir bis zur Hüfte (also ca. 1m vielleicht). Er floss so schnell, dass ich meine Füße nicht heben konnte ohne umgeschubst zu werden. Also hieß es langsam Fuß für Fuß lvorwärts schieben. Nach dem ich rüber war, musste ich erstmal verschnaufen, bevor ich die letzte Meile in Angriff nahm und in der ersten Dunkelheit ankam. Die Tage werden hier wirklich in letzter Zeit ziemlich schnell kürzer und es ist im Wald schon um 19:00 so dunkel, dass man mit Kopflampe laufen muss. Am Ende des Tages hatte ich 5 Mal meine Schuhe wegen eines Flusses ausgezogen, obwohl im Buch nur 3 veranschlagt waren.

Da wir ja gestern bereits nach Rangeley gelaufen waren, konnten wir die Nacht im Hostel und damit in ganz normalen Betten verbringen. Das Ausschlafen entfiel jedoch ein wenig, da hier um 9:00 Messe war. Also ging es mit den alten Fahrrädern in die Stadt. Vor der Messe quatschten wir noch mit dem Pfarrer und dieser hieß uns dann vor der Gemeinde während der Messe willkommen. Nach der Messe kam dann eine Frau zu uns und lud uns mit ihrem Mann spontan zum Frühstück in ihr Häuschen am See ein. Diesem herzlichen Angebot konnten wir nicht widerstehen. Zum Frühstück kam auch noch eine österreichische Ärztin mit ihrer Tochter hinzu. So wurde bei Blaubeerpancakes, Schinkenspeck und Würstchen ausgiebig über Gott und die Welt geredet. Es schmeckte ausgesprochen vorzüglich. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle!! Um die Mittagsstunde verließen wir dann diesen schönen Ort um noch einiges einzukaufen. Die Rucksäcke werden dann morgen wieder richtig schwer sein. Am Nachmittag hieß es dann Beine hoch legen und Kalorien sparen. Am Abend fuhr dann noch einmal ein Shuttle in die Stadt und wir gönnten uns Pizza, Pommes und eine 2l Cola Flasche (jeder). Man kann sich, glaube ich, leicht vorstellen, dass wir das nicht alles gegessen haben :-D.
Trailmeile: 1968.8

Die beiden Zeros waren von uns lange herbei gefiebert, denn nach den Anstrengungen der letzten Wochen hieß es nun endlich ausspannen. Es gibt dabei eigentlich nur wenige Schwierigkeiten, ok es ist nur eine: Wo gehen wir als nächstes essen? 😀 Man kugelt beide Tage herum und versucht so viel Schlaf und Essen wie möglich mitzunehmen. So gab es bei mir nach jeder Mahlzeit immer einen Becher Eis als Nachtisch, der gemütlich im Bett vor dem Fernseher vernascht wurde. Smiley dagegen gönnte sich immer extra viel Schlaf. So passierte nichts spektakuläres in diesen beiden Tagen.
Trailmeile: 1890.9

Nach dem Ausschlafen, Frühstück und Wäsche waschen, ging es mit dem Bus zurück in die Stadt. Unser Motel war nämlich ein bisschen außerhalb in einer kleineren anderen Stadt White River Junction. In Hanover befindet sich mit dem Dartmouth Collage ein Anziehungspunkt für junge Menschen. Zunächst besuchten wir einen Outfitter, danach ließen wir uns ein bisschen über die Main Street treiben und tranken einen Kaffee/Schokolade im River Cowboy Cafe. Im Postamt holte ich dann noch meine drei Pakete ab. Sie beinhalten meine Winterausrüstung, die ich von nun an wieder dabei haben muss. Warum? Weil in den Whites im Speziellen auf Mt. Washington in jedem Monat mit Schnee gerechnet werden muss. Danach fuhren wir weiter zu 5 Guys, zum nächsten Outfitter und zum Supermarkt. Die Zeit verrann jedoch so schnell, dass wir den letzten Bus zurück zum Motel nicht mehr erreichten, daher hieß es Hitch-Hiken. Nach 20 min nahm uns jemand mit und wir konnten den Abend gelassen im Zimmer verbringen.
Trailmeile: 1747.0

Der heutige Tag war so eigentlich nicht geplant, aber da wir doch auch richtig lange Strecken gelaufen sind, haben wir uns heute einfach einen freien Tag genommen. Für mich sieht ausschlafen an einem solchen Morgen so aus, dass ich wie gewohnt um 5:19 (keine Ahnung warum, aber das ist immer Punkt genau) aufwache und dann aber doch noch bis um 7:00 im Bett liegen bleibe. Bei Smiley sieht es dagegen eher so aus, dass er gekonnt bis 10:00 durchschlafen kann. Ich ging in der Zeit erstmal frühstücken und schrieb danach sehr lange am Blog. Zum Mittag waren sowohl Smiley wach, als auch ich fertig mit dem Blog. Es ging dann zum Essen in die Stadt in eine kleine Pizzeria und danach noch einmal zum Ausrüster. Zum Glück hatten wir schon alles Wichtige gestern erledigt, so dass wir nach diesem anstrengenden Vormittag 😀 uns am Nachmittag dem Pool widmen konnten. Am Abend gab es dann für Smiley und mich die erste Runde Golf unseres Lebens. Eingerahmt von den Green Mountains hämmerten wir die Bälle über den Platz. Wir zerpflügten den Rasen auch nur ganz leicht und im Laufe der Runde wurden wir doch immer besser. Ich hatte ein bisschen Glück und konnte als Sieger vom Platz gehen. Das Abendessen bestand aus einer Pizza mit Extra Käse, Knoblauch, Auberginen, Schinken, Knoblauch und Zwiebeln. Die Reste nahmen wir mit und die werden dann morgen als Abendessen vertilgt – lecker. Trailmeile: 1651.1

Die letzten Wochen waren äußerst spannend und an manchen Tagen auch ein bisschen deprimierend. Zunächst ging es nach Vernon kräftig bergauf und ich erreichte nach einigem Klettern die Bundesstaatengrenze zwischen New Jersey und New York. An diesem Tag kam ich beim Abstieg an einem glatten Stein ins rutschen und legte mich zünftig hin. Dabei hobelte ich mir auch ein bisschen Haut von der rechten Hand bis aufs Fleisch weg. Zum Glück ist da nicht mehr passiert. In den folgenden Tagen überquerte ich den Hudson River und die tiefste Stelle des Trails (mitten in einem Zoo vor dem Bärenkäfig). Am 3.7. kam ich dann am Haus eines wunderbaren Trailangels vorbei. Dort gab es alles von Dusche bis Waschmaschine und Limonade bis Bier. Der nächste Tag war Indipendence Day, der größte Feiertag im Land. So blieben die meisten beim Trailangel und machten eine dicke Party. Ich musste jedoch weiter, da ich mich mit meinem Besuch auf Great Barrington geeinigt hatte. So überquerte ich an diesem großen Feiertag die Staatsgrenze zu Conneticut. Das ist der erste Neuenglandstaat auf meiner Reise. Der Staat war nur 55 Mi kurz, aber wirklich gut in Schuss und schön zu laufen. Nach 2 Tagen querte ich die Grenze zu Massachusetts an einem wunderschönen Abend am Savages Ravine. Das ist ein kleiner Creek, in dem Bereich wurde der Weg sehr schmal. An einem Wasserfall stoppte ich und wollte ein Foto machen. Ich kam leider aus unerklärlichen Gründen ein wenig ins rutschen und ließ in einer unwillkürlichen Bewegung das Handy los. Dem Gesetz der Schwerkraft folgend, verabschiedete sich das in den Wasserfall. Alle meine Versuche das Handy im kalten Fluss zu finden schlugen fehl. Ich war echt ziemlich sauer über mich, aber es half nix. (Das ist der Grund warum dieser Beitrag so spät und etwas kürzer ausfällt). Am nächsten Tag ging es dann nach Great Barrington hinein. Ich wollte mir zunächst ein neues Handy kaufen. Im örtlichen At & T Shop hatten sie leider keine Trackphones, die auch noch mit deutscher SIM funktionieren würde. Trackphones sind hier Telefone die keine Vertragsbindung haben. Der Verkäufer schickte mich zum Walmart in die nächste Stadt. Also ging es mit dem Bus 2.5 h in die nächste Stadt Pittsfield. Dort gab es leider auch nicht das Gesuchte und so konnte ich nur unverrichteter Dinge wieder von dannen ziehen. In Great Barrington suchte ich mir dann ein nettes Motel und mit vollem Magen und sauberen Sachen sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Am nächsten Tag kam dann endlich der lang erwartete Besuch aus Deutschland. Mein Kumpel Phillip und ich hatten uns schon vor 3 Wochen ausgemacht, wo und wann wir uns treffen wollten. Er ist genauso alt wie ich und studiert zur Zeit in Rom an der Greogoriana Universität katholische Theologie. Um 12:30 hielt dann der Bus an der Hauptstraße in Great Barrington und dann stand mein Kumpel ein wenig verwirrt da, weil es kein Haltestellenschild gab und er nicht erwartete, einfach an einer Straße rausgeworfen zu werden. Ich hatte aber vorher ein bisschen recherchiert und wusste wo er anhält. Nach der überschwänglichen Begrüßung ging es erstmal was essen. Anschließend ging es in die Bibliothek. Ich bestellte mir via Web ein neues Handy und im Postamt schickten wir noch unnötiges Gepäck (Wintersachen und ein paar Schuhe für mich) in die nächste große Stadt. Ich war echt froh, dass alles so gut geklappt hat, da ich mich ja nicht mehr verständigen konnte. Für den ersten Tag waren dann 10 Mi angesetzt. Als wir uns gerade Richtung Frühstück aufmachen wollten, sprach mich noch eine junge Frau an. Sie bot uns an uns nach unserem Frühstück zum Trail zurück zu fahren, so mussten wir nicht weiter laufen. Am ersten Shelter an dem wir Pause machten, trafen wir noch einen anderen Thru-Hiker. Er gab Philipp direkt seinen Trailnamen – Smiley. An einer Straße veranstaltete unser Trailangel von heute morgen zusammen mit ihrem Freund noch eine richtig gute Trailmagic mit Burgern. Das Fleisch war selbst geräuchert (10 h) und schmeckte hervorragend. Zu guter letzt kamen wir irgendwann am Shelter an und hatten es für uns alleine. Smiley hatte auch noch genügend Elan um Feuerholz zu sammeln, aber nach dem Abendessen fing es an zu regnen und da hieß es dann doch in den Schlafsack steigen und den Regen genießen. Die komplette Nacht regnete es und der Morgen war recht feucht. Es ging gut gelaunt los und es lief prächtig. Kurz vor einer Trailmagic ging es über einen Brettersteg. Am Anfang hing ein Zettel: “Vorsicht Bienen”. Vor uns liefen Moosey und Luke ohne Probleme rüber, danach folgte Smiley der auch noch ohne Probleme durchkam. Die Bienen stoben aber unter dem Steg hervor und der Vierte, sprich ich, wurde am Ende gestochen. Meine Tante hatte mir aber zum Glück ein Set für  Schlangenbisse mitgegeben, mit dem man auch das Gift von Bienenstichen heraus holen kann. Es funktionierte tatsächlich ziemlich gut und in den nächsten Tagen schwoll mein Knie mit dem Stich nicht weiter an. Das Tagesziel war für uns aber noch nicht erreicht. Smiley entschied, dass er sich gut fühlte und das er unbedingt am nächsten Morgen Blaubeerpancakes in der Upper Pond Cabin haben wollte. Die letzten 3 Mi dieses 17 Mi Tages waren dann doch ein bisschen viel des Guten und nur durch langsameres Wandern zu überwinden. Dafür konnten wir nach dem Abendessen den See genießen und unsere Beine ins Wasser hängen. Die Blaubeerpancakes gab es am nächsten Morgen dann tatsächlich vom Caretaker, der sich um das Haus kümmerte. Mit 9 Mi war der dritte Tag für Smiley theoretisch auch sehr kurz. Am Abend konnte er jedoch seine Beine nicht mehr bewegen, erst nach einem guten Mittagsschlaf war das wieder möglich. Der vierte Tag für Smiley war dann wieder etwas besser. Es ging zunächst 2 Mi bis zur Cookie Lady. Hier gab es gekochte Eier und Limonade. Außerdem warteten hier zwei Päckchen auf mich. Ihr Inhalt waren ein neues Handy und Speicherkarten. Von da aus ging es bei bestem Wetter weiter bis zum 7 Mi entfernten Shelter. Am 13.7. galt es, zuerst ein bisschen nach oben zu klettern. Den ganzen Tag über war es schwül und in der Ferne hörten wir immer wieder das Grollen des Donners. Kurz vor der Stadt Cheshire kam dann noch einmal ein Ausblick ins Tal und auf die morgige Aufgabe – Mt. Greylock. In Cheshire ging es dann zunächst in den Gemeindesaal der Kirche. Hier schlugen wir unser Lager auf und brachen anschließend auf, um uns eine Pizza zu genehmigen. Leider war das Restaurant geschlossen. Auf dem Rückweg trafen wir dann jedoch einen Trailangel, der erzählte uns von einem Diner. Nach einer kurzen Stärkung im Donut Laden brachen wir dahin auf. Bei gebackenem Hühnchen und einem wunderbaren Sonnenuntergang fand der Tag einen schönen Abschluss.
Das war der kurze Abriss, was in den letzten Tagen passiert ist, den ich aufgrund meines kleinen Zusammentreffens mit dem Wasserfall stark gerafft habe.
Trailmeile: 1578.1

Der heutige Tag sollte eigentlich kein Zero werden, zumindest war es nicht so geplant, aber solche Pläne ändern sich ja gerne mal. Der Grund ist ganz einfach, die letzten rund 200 Mi von Harpers Ferry aus sind wir in 11 Tagen gelaufen und ein Pause ist vor diesem steinigen Abschnitt sicherlich nicht verkehrt. Bei meinem 27 Mi Tag habe ich mir zudem ein bisschen Wunde Zehen gelaufen, da meine Füße einfach die ganze Zeit nass waren. So haben sie heute ein bisschen Zeit um zu heilen. Heute ist nicht nur Sommeranfang, sondern auch Naked Hike Day, den wir damit nun verpassen. Nach dem Frühstück ging es dann nochmal zum Outdoorladen, da ein paar Socken doch schon nicht mehr ganz ok ist. Für Earth gab es ein paar neue Schuhe von Meindl, die er sich vorrausschickt. Zum Mittagessen ging es danach zu Wendys, um die größt mögliche Kalorienanzahl mitzunehmen. Als Nachtisch ging es dann in die Hotelbar, wo wir den restlichen Tag verbrachten und uns die Spiele der Fußballweltmeisterschaft anschauten. So könnte es echt jeden Tag laufen 😀 Trailmeile: 1217.8