Tag 18 - 23 // Big Bear Lake nach Wrightwood
Pacific Crest Trail 2019
Tag
Trailmile
16.05., Big Bear Lake (Zero)
Nach einer gemütlichen Nacht in einem normalen Bett regnete es am Morgen wie aus Eimern. Zudem war es ziemlich kalt. Daher ging es erstmal schnell zum Frühstück ins Grizzlys, ein beeindruckender Laden, indem es genau die richtigen Hikerportionen gibt - XXL. Mein Magen schaffte die beiden Pancakes am Ende allerdings nicht ganz, aber mit 2/3 war ich schon recht zufrieden. Zurück im Hotel hieß es dann erstmal ausspannen und faulenzen, bevor es dann zum Abendessen Pizza gab. Wir waren zusammen mit Scrappy, Terminator, Page, Count und Silent Force eine gute Gruppe. Bei allen Hikern gibt es im Moment nur ein Gesprächsthema - die Sierra. In den nächsten Tagen soll es dort wieder ordentlich schneien und die ersten Gruppen, die ihr Glück versucht haben, mussten umkehren. Mal schauen wie es aussieht, wenn wir in Kennedy Meadows hoffentlich aufschlagen.
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17.05., Big Bear Lake - Tentsite Tm 289.9
Die Nacht muss bitterkalt gewesen sein, denn die Fensterscheiben der Autos und die Dächer waren weiß gefroren. Um 8:00 brachte uns der Fahrer des Hotels zurück zum Trail, wo es bei 8 Grad Celsius und blauem Himmel losging. Es war ein einziger Genuss heute zu wandern, denn die Temperaturen sind nicht über 12 Grad Celsius gestiegen und der Weg war verhältnismäßig flach, ohne größere Höhenunterschiede. An einer Weggabelung machten wir, also Counter, Silent Force, Scrappy und ich, gerade eine Pause, als ein Jeep anhielt und der Fahrer fragte, ob wir uns verlaufen hätten. Daraufhin ergab sich ein lustiges Gespräch. Scrappy, die wegen eines Medikamentes eigenlich schon am Montag in Wrightwood sein musste, bekam spontan die Mitfahrgelegenheit, um sich ihre Medikamente direkt abzuholen, denn der Weg bis dahin ist einfach noch zu lang. Toll, wenn man eine solche Gelegenheit mitten im Nirgendwo bekommt. The Trail provides.
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18.05., Campsite Tm 289.9 - Deep Creek
Diese Nacht war, glaube ich, mit einer der kältesten auf dem ganzen Weg. Auf meinem Schlafsack hat sich in der Nacht Eis gebildet, deswegen dauert es am Morgen ein wenig, bis der Schlafsack angetrocknet ist und ich ihn zusammenpacken kann. Mit leichten Steigungen und Abstiegen geht es auch heute munter rund. An einem kleinen Creek lege ich meine Mittagspause ein. Der Ort ist wie aus einem kleinen Roman, der zur Zeit des wilden Westens spielt. Leider passen die Crossmotorräder nicht ganz ins Bild, die hier über die Sandwege brettern. Kurz vor den heißen Quellen treffe ich Silent Force, Count und Page wieder, die gerade ihre Mittagspause beenden. Die heißen Quellen sind sehr beliebt, insbesondere bei den Einheimischen. Da heute Samstag ist, ist die Badestelle brechend voll. Da fast alle Blasen an den Füßen haben, möchte keiner seine Füße in das heiße Quellwasser stecken und die Gefahr einer Infektion eingehen. Am Ende des Tages errichten wir unser Camp am Fuß des Mojave River Forks Damm. Er wurde von den Pioniereinheiten der US Armee gebaut und soll das Tal vor starken Fluten schützen.
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19.05., Deep Creek - Campsite Tm 335.6
In der Nacht kam zuerst der Wind. Er fegte den Staub in unsere Zelte. Danach kam der Regen, der mehrere Stunden auf unsere Zeltdächer hämmerte. Am Morgen hieß es dann ausschütteln und ein nasses Zelt einpacken. Sofort nach dem Campsite musste ein Fluß überquert werden. Ich habe es natürlich geschafft direkt mein Fuß ins Wasser zu tauchen, also ging es für mich mit einem nassen Fuß weiter. Immer wieder überquerten uns große schwarze Wolken, die ihren Regen auf uns fallenließen. Gegen Mittag erreichten wir dann einen Stausee und mein Fuß war inzwischen fast trocken. Als ich am Ufer des Stausees stand, um Wasser zu holen, fuhren zwei Schnellboote auf dem Stausee vorbei - jetzt hatte ich beide Füße nass. Von dort aus ging es dann aber bis zu unserem heutigen Ziel ohne Probleme weiter.
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20.05., Campsite Tm 335.6 - Campsite Tm 356.7
In der Nacht wehte der Wind kräftig um mein kleines Zelt, aber es hielt stand. Die morgendlichen 6 Mi zum Cajon Pass waren schnell überwunden und es gab ein schönes Frühstück bei der Fast Food Kette mit dem goldenen M. Silent Force hat heute dann die endgültige Entscheidung getroffen den Weg zu verlassen. Ich bin dankbar für die Meilen, die wir zusammen gelaufen sind und erlebt haben. Außerdem habe ich Respekt vor seiner Entscheidung, denn er hat es sich nicht leicht gemacht. Nach dem wir uns voneinander verabschiedet haben, ging es für mich zunächst alleine weiter, denn auch Count wollte seinem Körper am Cajon Pass eine Pause spendieren. Der Rucksack wog mit zusätzlichen 5 l Wasser schwerer als normalerweise und zum Glück ging es die nächsten 15 Mi nur bergauf. Die liefen sich aber leichter, als ich mit Ann und Natasha ins Gespräch kam. Wir schlugen unser Camp auf 6468 ft auf, mit einem Blick auf den schneebedeckten Gipfel des Mt. Balden - Powell. Es wird wahrscheinlich ganz schön kalt die nächste Nacht, aber die Hälfte der Wüste liegt hinter mir.
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21.05., Campsite Tm 356.7 - Wrightwood
Da ich mein Zelt in einer Mulde direkt auf dem Trail aufgestellt habe, hatte ich zum Glück kein Problem mit dem Wind in dieser Nacht. Am Morgen erwartet mich ein spektakulärer Sonnenaufgang bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Die letzten Meilen nach oben auf den Berg sind nicht mehr ganz so steil, aber der aufkommende Wind und die Wolken sorgen für eiskalte Finger. Ann, Natasha und ich sind froh, als wir gegen 10:30 den Highway erreichen. Es dauert zum Glück nur 10 min um eine Mitfahrgelegenheit zu finden, obwohl auf dieser Straße absolut nichts los ist. Charles, unser heutiger Trailangel, erzählte dann auch, warum. Die Straße war bis letzte Woche noch wegen Schnee und Eis gesperrt. Er wollte mal nachschauen, ob sie jetzt wirklich wieder offen ist. Zum Glück für uns, dass es gerade gepasst hat. In der Stadt angekommen, buchten wir uns ein Zimmer und wiederum glücklich konnten wir es direkt beziehen. Danach kam das übliche Prozedere, Duschen, Essen und Wäsche. Am Abend ging es dann zum mexikanischen Restaurant nebenan.
Oh nein, armer Silent Force 🙁